Mönchsklause Kartause Ittingen
Baukultur
Die erste Erwähnung von Ittingen stammt aus dem 9. Jahrhundert, als es Sitz der Adelsfamilie der Herren von Ittingen war. Die Letzten des Geschlechts bauten um 1150 ihren Sitz in ein Kloster um, das die Ordensregel der Augustiner-Chorherren annahm. 1461 wurde die Klosteranlage vom Kartäuserorden übernommen, der die Geschicke des Ortes für annähernd 400 Jahre prägte. Trotz der verschiedenen Phasen der Auflösung von Klöstern – von der Reformation über die Französische Revolution bis zu den schweizerischen Klosteraufhebungen um 1848 – blieben grosse Teile der Klosteranlage erhalten wie auch die landwirtschaftlich geprägte Umgebung der ehemaligen klösterlichen Eigengüter. Nach der Auflösung des Klosters wurde die Anlage im Jahr 1867 vom jungen St. Galler Unternehmersohn Victor Fehr (1846–1938) erworben. Er diversifizierte die Wirtschaft in Ittingen: Weinbau, Ackerbau, Vieh- und Milchwirtschaft mit Butterproduktion waren die wichtigsten Zweige. Victor Fehr übergab die Leitung seinem Sohn Edmund Fehr (1883–1965). Im Jahr 1977 wurde zwecks der Erhaltung der Klosteranlage und der Bewirtschaftung der umliegenden Ländereien die Stiftung Kartause Ittingen gegründet, die sie bis heute vielfältig nutzt. Durch die Rettung und die nachhaltig erfolgreiche Neubelebung wurde die Kartause Ittingen zum Modellfall in der schweizerischen Denkmalpflege.
Wissenswertes über den Kartäuserorden:
Der Kartäuserorden ist ein Schweige- und rein kontemplativer Orden, dessen Regeln von besonderer Strenge geprägt sind. Die Kartäusermönche sind Einsiedler in der Gemeinschaft: Sie verbringen einen grossen Teil ihrer Zeit allein in ihrer Zelle in Arbeit, Andacht und Gebet. Unterbrochen wird die Einsamkeit an Wochentagen nur dreimal am Tag für den Gottesdienst, das Mittagsmahl und anschliessendem Spaziergang mit den Ordensbrüdern. Das eremitische Ideal der Kartäuser kommt in der architektonischen Besonderheit ihrer Klosteranlagen zum Ausdruck. Das äussere Merkmal einer Kartause ist der grosse Kreuzgang, um den die Mönchszellen mit eigenem, ummauerten Garten angeordnet sind. Die Mönchszellen bestanden aus nur drei Räumen: einer Werkstatt, einem Wohn- sowie einem Gebetsraum.